von Rainard Dörpinghaus
Die Frage nach dem Sinn des Lebens und der menschlichen Existenz überhaupt ist eine der wichtigsten Grundanliegen der Menschen. Die Suche nach der Antwort darauf deutet der österreichische Psychiater Viktor E. Frankl (1905 - 1997) als eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Begründung für menschliches Verhalten überhaupt. Jeder Mensch besitzt einen freien Willen zum Sinn, jeder Mensch befindet sich darum auch auf einer stetigen Sinnsuche.
Aber sehr oft erschließt sich dem Menschen eben auch kein Sinn. Mit dem, was er konkret tut, ist er deshalb nicht erfüllt, sondern lebt in einer seelischen Unzufriedenheit und Ungenügsamkeit. Psychische Störungen und Krankheiten wie Depressionen, Neurosen, Phobien etc. sind die Folge.
Um diesem "Leiden an der Sinnlosigkeit" und deren Folgen zu begegnen entwickelte Frankl schon sehr früh die Logotherapie (Heilung durch Sinnfindung), die Menschen auf der Suche nach dem Sinn begleiten soll.
In einer Auseinandersetzung mit den anderen beiden Hauptvertretern der psychoanalytischen "Wiener Schule" Siegmund Freud (1856 - 1939) und Alfred Adler (1870 - 1937) mit ihren tiefenpsychologischen Ansätzen entwirft er eher als Ergänzung und nicht als Gegensatz das Model der "Höhenpsychologie".
Nach seiner Theorie kann selbst schweres Leid für den Menschen eine positive Dimension erlangen und damit erträglich sein, wenn sich darin ein Sinn findet. Dieser muss sich aber nicht nur einem selbst, sondern auch anderen Menschen erschließen (z.B. kann der positive Umgang mit einer unheilbaren Krankheit anderen Menschen in einer gleichen oder ähnlichen Situation Mut machen).
Viktor E. Frankl hat mit dieser Erfahrung vier Konzentrationslager überlebt.
In einer Auswahl aus seinem Gesamtwerk vermittelt dieses Buch eine gute Einsicht in die Theorie und Praxis der Logotherapie.
Viktor E. Frankl
Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn
Piper Verlag